Franzobel

CURRICULUM VITAE

Ich wurde während dem Urfaraner Jahrmarkt in einem Zirkuswagen am 6.6.66 gezeugt und kam am 1.3.67 während dem Schlußapplaus der Premiere von „Mutter Courage“ in der Theaterkantine Linz zur Welt.

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Franzobel - Das Fest der Steine

Meine erste große Leidenschaft war das Kasperltheater, das meine Vorschulzeit bestimmte. Da ich ein einsames und eigenbrötlerisches Kind gewesen bin, vergnügte ich mich meist damit, meiner im Haushalt tätigen Mutter ganze Kasperlaufführungen nachzuspielen, wobei mir als Bühne eine alte Schuhschachtel und als Figuren Zwerge aus dem Lind-Kaffee dienten. Meinen fiktiven Spielkameraden gab ich die Namen Ibbsen und Hebbel.

Später entwickelte ich scheinbar einen gewissen Hang zu Selbstdarstellung, denn obwohl ich mich selbst als ruhiges und verschlossenes Kind in Erinnerung habe, bin ich in den Schulpausen immer auf den Bänken gestanden, und habe Szenen aus „Faust“ rezitiert.

Ansonsten bin ich in einer nebeligen, unartikulierten Gegend Oberösterreichs aufgewachsen, wo man bestenfalls die gekürzten Landfassungen des Linzer Kellertheaters zu sehen bekam, was mein Theaterbild auf Jahre zerstörte. Erst in Wien, wo ich nach der Matura Malerei studieren wollte, hat das Theater wieder nach mir gegriffen. Und als es sich dann noch ergab, daß ich erst als Platzanweiser und später als Statist auftreten konnte, war ich überhaupt entflammt. Gut, mehrere Stunden in der Burgtheaterkantine und auch dieses Feuer war erloschen. Nie wieder Theater! Was für ein Heuchel, was für eine Arroganz!

Erst Jahre später, mittlerweile hatte man mir mehrere Literaturpreise zugedacht, kamen Anfragen nach Theatertexten. Natürlich sind bislang die meisten Stücke gescheitert, aber zumindest „Hermes“, „Kafka“ und „Mayerling“ mag ich gelten lassen.


© o.Foto: Tatiana Lecomte






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